Aus der Baugeschichte
Die Wohnbaugenossenschaft "Hera" wurde von der CVP Riehen gegründet mit dem Ziel, in Riehen preisgünstigen Wohnraum vor allem für junge Familien zu realisieren. Die "Hera" bewarb sich bei der Gemeinde für eine Überbauung des Vogelbachareals. Mit den gleichen Zielen ist die der VEW Riehen nahestehende Wohngenossenschaft "Kettenacker" an die Gemeinde Riehen herangetreten. Nachdem die Gemeinde Riehen 1978 und 1987 das Vogelbachareal und das Areal Schwarz für über 5 Millionen Franken erworben hatte, entschied der Gemeinderat im März 1988, das am Haselrain/Friedhofweg gelegene Grundstück den beiden Wohngenossenschaften zu einem günstigen Baurechtszins im Baurecht abzugeben. Ursprünglich war vorgesehen, darauf eine Erschliessungsstrasse für das Stettenfeld zu bauen, was jedoch bald verworfen wurde. Somit verfügten die Genossenschaften über ein Areal, das sowohl bezüglich der Wohnlage als auch verkehrstechnisch ausgezeichnet liegt.
Bald wurde ein Wettbewerb für die geeignete Überbauung des Areals ausgerufen. Der damalige Gemeindepräsident Gerhard Kaufmann erklärte, der genossenschaftliche Wohnungsbau sei in der heutigen Zeit bei den explodierenden Bodenpreisen die einzige Möglichkeit, vernünftige Wohnungen anzubieten. Im Wettbewerb ging es also darum, in einer ersten Bauetappe Wohnungen mit drei bis sechs Zimmern anzubieten. In einer zweiten Etappe sollten dann später noch Stöckli-Wohnungen auf dem etwas zurückgestaffelten (Schwarz)Areal folgen.
Unter den neun eingereichten Vorschlägen setzte sich in der zweiten Runde dasjenige von Michael Alder, Architekt BSA und Partner, durch. Nach Meinung der Expertenkommission habe es sich beim Projekt um einen klugen Vorschlag mit einer selbstbewussten architektonischen Haltung und hoher räumlicher Qualität gehandelt. Der Genossenschaftscharakter der zwei gleichwertigen Siedlungen sei gut erkennbar. Das differenzierte, familienfreundliche Wohnungsangebot sei generell von hoher Qualität und stehe in guter Beziehung zu den Aussenräumen. Sämtliche Hauptwohnräume seien gegen Süden, Oster oder Westen orientiert und gut besonnt. Auch die beiden Genossenschaften begrüssten es sehr, dass der Architekturwettbewerb in eine zweite Runde musste und dadurch zu einer konzeptionell wesentlich besseren Lösung führte. Die Kombination von Geschosswohnungen und Maisonettes mit gleichwertiger Wohnqualität entsprach den Wunschvorstellungen der Genossenschaften. Das gemeinsame Ziel war die Erstellung von ansprechenden, grossflächigen Familienwohnungen mit üblichem Komfort, aber ohne Luxus, zu preiswerten Konditionen gewesen, und dieses Ziel war erreicht.
Im April 1990 genehmigte der Einwohnerrat den Baurechtsvertrag und bewilligte zudem einen à fonds perdu-Beitrag von 1,5 Millionen Franken an die Einstellungskosten der Wohnbauten. Die gemeinsame Baukommission der beiden Genossenschaften beauftragte die Architekten, die Detailplanung unverzüglich an die Hand zu nehmen. Nach der Eingabe des Kostenvoranschlags von 13,65 Millionen Franken Gesamtkosten war im April 1991 Baubeginn. Die Architekten, unterstützt durch die Fachingenieure, haben Beachtliches geleistet, zumal das qualitativ hochstehende Bauwerk termingerecht und im Kostendach befindlich vollendet wurde. Die Einweihungsfeier vom 16. September 1992 und der Tag der Offenen Tür am 19. September 1992 beendeten die Arbeiten offiziell.
Es konnten 36 Wohnungen fertiggestellt und, im Vergleich zu anderen Neubauwohnungen, zu günstigen Mietzinsen angeboten werden: Der Mietzins lag 30 Prozent unter dem üblichen Niveau. Die Wohnungen waren sofort vermietet, was sicherlich auch mit einer Architektur zu tun atte, die sich betont urban gibt, bei aller Dichte jedoch eine grosse Vielfalt an Wohnraum bietet und den Bedürfnissen von Familien mit Kindern weit entgegenkommt. Bei der Vermietung wurden denn auch vor allem jüngere Familien mit Kindern berücksichtigt und auf eine angemessene Belegung der Wohnungen geachtet (Anzahl Personen + 1 = Zimmerzahl), was sich beides bis heute nicht geändert hat. Im unterhalb der Siedlung gleichzeitig erstellten Gewerbehaus an der Lörracherstrasse konnten die beiden Genossenschaften 36 Autoeinstellplätze erwerben; dies, um die benachbarten Quartierbewohner nicht noch mehr durch parkplatzsuchende Autofahrer zu behelligen.
In der Riehener Zeitung vom 18. September 1992 schrieb Georges Tomaschett, Präsident der Baukommission: "Es ist zu hoffen, dass sich die Mieter in den neuen Wohnungen wohlfühlen und dass sie das Quartier auf angenehme Art beleben werden."
Quellen:
- Dreiland-Zeitung Nr. 4 vom 28. Januar 1993, S. 5
- Neue Zürcher Zeitung vom 18. September 1992, S. 65
- Riehener Zeitung vom 17. November 1989, S. 11
- Riehener Zeitung vom 18. September 1992, S. 13-14